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Samstag, 11. November 2000 |
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Das Programm für Marina del Rey In der kleinen Hafenstadt Marina del Rey bei Los Angeles findet in diesen Tagen das Jahrestreffen von ICANN statt. Die ICANN-Woche beginnt bereits am Sonntag (12.11.) mit einer Reihe von inoffiziellen Veranstaltungen: Am Vormittag wird das ICANN Members Forum, unter anderem mit den neugewählten At-Large-Direktoren, über die zukünftige Organisation der Internetnutzer bei ICANN diskutieren. Am Nachmittag laden das Berkman Center, das Center for Democracy and Technology (CDT) sowie die Markle-Stiftung zu einem Workshop mit dem Titel Pressing Issues II. Hier soll es um die Domain-Streitrichtlinie UDRP, die At-Large-Wahlen und -Mitgliedschaft sowie die neuen Top-Level-Domains gehen. Am Montag (13.11.) beginnt der offizielle Teil mit Treffen der DNSO-Fachgruppen. Für den Dienstag (14.11.) sind Treffen des Beratenden Regierungskomitees (GAC), der Unterorganisation für IP-Adressen (ASO) sowie der Unterorganisation für Domainnamen (DNSO ; Generalversammlung und Names Council) vorgesehen. Zudem treffen sich die Betreiber der Ländercode-Top-Level-Domains mit IANA-Vertretern. Am Mittwoch (15.11.) findet das ICANN Open Forum statt, bei dem sich das ICANN-Direktorium der öffentlichen Diskussion stellt. Auch hier dürften die neuen Top-Level-Domains und die Zukunft von ICANN At Large eine wichtige Rolle spielen, zumal schon im Vorfeld des Treffens gefordert worden war, die fünf neu gewählten ICANN-Direktoren sollten ihr Amt schon zu Beginn und nicht erst am Ende der Direktoriumssitzung antreten. Auch der Rücktritt der vier übrigen vorläufigen At-Large-Direktoren wurde, unter anderem vom ICANN-Kritiker Michael Froomkin, gefordert. Der entscheidende Tag ist schließlich Donnerstag (16.11.): Nach dem "leichten Frühstücksbuffet" steht die Sitzung des ICANN-Direktoriums auf dem Plan. Hier soll, nach jahrelanger Diskussions- und Vorbereitungszeit, über die Einführung neuer Top-Level-Domains entschieden werden. Die neu gewählten At-Large-Direktoren, unter ihnen der Europäer Andy Müller-Maguhn, treten ihr Amt offiziell erst am Ende dieser Veranstaltung an. Wer nicht in Marina del Rey dabei ist, kann einen Teil der Veranstaltungen per Webcast im Internet verfolgen: Das Berkman Center überträgt den Pressing-Issues-Workshop am Sonntag, die DNSO-Treffen am Dienstag, das offene Forum am Mittwoch und die Direktoriumssitzung am Donnerstag. Für den Videostream ist der RealPlayer (mindestens Version 5.0), zum Mitdiskutieren ein javafähiger Webbrowser oder ein IRC-Client notwendig. Allerdings beginnen die meisten Treffen um 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit und gehen bis tief in die Nacht. > ICANN Members Forum > Pressing Issues II > Offizielles ICANN-Programm > Webcast des Berkman Center
18:55h
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Neue Vorschläge zur ICANN-Finanzierung Aufgrund der anstehenden Einführung neuer Top-Level-Domains soll nun auch die Struktur der ICANN-Finanzierung überdacht werden. Dazu wurde ein von ICANN-Angestellten verfasstes Arbeitspapier zur Diskussion auf der Website veröffentlicht. Die bei ICANN anfallenden Kosten sollen demnach von den Betreibern der Domaindatenbanken (Registries) eingefordert worden, und zwar zu 40% über feste Gebühren und zu 60% über Zahlungen, die sich nach dem Anteil an den insgesamt registrierten Domains richten. Für die festen Gebühren sieht der Vorschlag unterschiedliche Zahlungen je nach Typ der Top-Level-Domain vor. Dabei wird nicht mehr zwischen Ländercode-Top-Level-Domain (ccTLD) und generischer Top-Level-Domain (gTLD) unterschieden; ausschlaggebend ist das Geschäftsmodell der Domainbetreiber. Kategorie 1: Kommerzielle Top-Level-Domains 1a - weltweit zugängliche, nicht auf bestimmte Anmelder beschränkte TLDs (Beispiele: .com, .nu, .tv, .cc); 100.000 US$/Jahr 1b - weltweit zugängliche, aber auf bestimmte Anmelder beschränkte TLDs (Beispiele: eventuell zukünftig .air); 50.000 US$/Jahr 1c - auf Länder beschränkte oder regional begrenzte TLDs (Beispiele: .au, .ca); 10.000 US$/Jahr Kategorie 2: Nichtkommerzielle Top-Level-Domains 2a - weltweit zugängliche, nicht auf bestimmte Anmelder beschränkte TLDs (Beispiele: eventuell zukünftig .health); 50.000 US$/Jahr 2b - weltweit zugängliche, aber auf bestimmte Anmelder beschränkte TLDs (Beispiele: .int, eventuell zukünftig .union); 25.000 US$/Jahr 2c - auf Länder beschränkte oder regional begrenzte TLDs; 5.000 US$/Jahr Kategorie 3: Sonderfälle 3 - TLDs ohne Kostenerstattung und solche, die unter anderen Kriterien wie finanzielle Härtefälle infrage kommen; 500 US$/Jahr Um die Summe der möglichen Einnahmen nach diesem Modell errechnen zu können, gibt ICANN Schätzungen über die Zahl der Domains in den einzelnen Klassen an: Die meisten Domains, vor allem wohl Ländercode-Domains ärmerer Staaten, fallen in Kategorie 3. Für alle Registries -- ob kommerziell oder nichtkommerziell -- gilt weiterhin, dass sie einen Anteil an ICANNs Kosten tragen müssen, der ihrem Anteil an der Gesamtzahl registrierter Domains entspricht. Gegen dieses Modell hatten sich vor allem Länder-Domainvergabestellen gewandt und die bisherigen Zahlungsaufforderungen boykottiert. Noch gibt es keine vertraglichen Regelungen zwischen ICANN und den Länder-Domainvergabestellen. Bereits die einmalige Gebühr für die Beantragung neuer Top-Level-Domains hatte bei vielen für Verärgerung gesorgt, da die geforderten 50.000 US$ als Entmutigung nichtkommerzieller Vorschläge angesehen wurde. Der Vorschlag, nichtkommerzielle Domains nun jedes Jahr mit 50.000 oder 100.000 US$ zur Kasse zu bitten, wird daher wohl für ähnliche Reaktionen sorgen, zumal die Härtefallregelung der Kategorie 3 nicht näher ausgeführt wird. Die endgültige Entscheidung über die Finanzierung bleibt dem Direktorium überlassen und hängt nicht zuletzt von ICANNs Verhandlungsgeschick gegenüber den Domain-Registries ab. > Arbeitspapier
17:12h
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ICANN-Report siebt Domain-Vorschläge aus Für mehr als die Hälfte der Domain-Antragsteller sieht es schlecht aus: Drei Teams, die für ICANN die Anträge auf technische und wirtschaftliche Machbarkeit untersucht haben, raten von 24 der 44 eingereichten Vorschläge ab; bei weiteren 6 Vorschlägen haben sie z.T. erhebliche Vorbehalte angemeldet. Dies geht aus einem ICANN-Report hervor, der jetzt auf der ICANN-Website veröffentlicht wurde. Das Ergebnis des Reports ist für die Entscheidung bei der ICANN-Tagung in Marina del Rey zwar nicht bindend, doch die technischen und wirtschaftlichen Einwände gegen viele der Antragsteller werden sicherlich eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Direktoriumsmitglieder sein. Die Teams bestanden aus Fachleuten von außen, die an keinem der Antragsteller beteiligt waren. Besonders stark ist die Konkurrenz demnach bei den Vorschlägen für .biz-Firmendomains sowie für .nom/.i/.per-Domains zum persönlichen Gebrauch. Zwei große Gruppen von Vorschlägen sollten laut ICANN-Report dagegen noch nicht in die erste Phase einbezogen werden: Für die Telefonnummern-bezogene Domainnamen wie .tel seien noch Standardisierungen im Gange. Die Fernmeldeunion ITU hatte zuvor von einer Zulassung von Telefon-Domains zum jetzigen Zeitpunkt abgeraten. Aber auch von den vier Vorschlägen für .kids-Domains rät der ICANN-Report ab: Keiner der Antragsteller habe überzeugende Vorschläge für eine kinderfreundliche Top-Level-Domain vorgelegt. Regelrecht begeistert ist der ICANN-Report vom Vorschlag von SRI, eine .geo-Domain einzurichten, mit der zu geringen Kosten eine Infrastruktur für geographisch referenzierte Daten errichtet werden kann. Das Konzept sei interessant, innovativ und könnte die Verwendung des Internets revolutionieren. Ebenfalls grundsätzlich einverstanden sind die Teams mit den vorgeschlagenen Top-Level-Domains für Gewerkschaften (.union), Genossenschaften (.co-op), Gesundheitssektor (.health), Museen (.museum) und Fluggesellschaften (.air). Schlechte Noten bekommt Mobilfunk-Hersteller Nokia für seinen Domainvorschlag: Der Antrag sei unvollständig, vage und zeige weder technische noch wirtschaftliche Umsetzbarkeit. Der Antrag der Weltpostunion UPU wird ebenfalls bereits im Vorfeld abgelehnt -- er enthalte keinen gut ausgedachten Plan zur Verwendung der neuen Top-Level-Domain und erwecke nicht den Eindruck, ausreichend mit der Technik vertraut zu sein. Die beiden Antragsteller aus dem Spektrum der alternativen Root-Betreiber werden ebenfalls negativ beurteilt: IODesign und Name.Space bieten bereits jetzt zusätzliche Top-Level-Domains an, die aber für die meisten Internetnutzer unzugänglich sind, da sie nur über eigene, alternative Rootserver verbreitet werden. Im ICANN-Report heißt es, IODesign verfüge nur über wenig Erfahrung mit starkem Ansturm und keinen überzeugenden Geschäftsplan. Zudem fehle qualifiziertes Personal: Zwei der drei wesentlichen IODesign-Betreiber hätten zuvor als Autohändler gearbeitet. Der technische Plan des Name.Space-Projekts, das 118 Top-Level-Domains beantragt hat, sei rudimentär, die Erfahrung mäßig und sowohl Geschäftsplan als auch finanzielle Ressourcen schwach. Fazit: Die Einteilung der Anträge in Kategorien könnte beim ICANN-Treffen in Marina del Rey das Grundgerüst für die Entscheidung bilden. Mit einem Mix aus .com-Wettbewerbern wie .biz, persönlichen Domains wie .nom, Vorschlägen aus dem nichtkommerziellen Bereich wie .union und neuartiger Dienste wie .geo könnte ICANN Ausgewogenheit zur Schau stellen und die jahrelange Blockade neuer Top-Level-Domains beenden. > ICANN-Report > Übersicht der TLD-Anträge
13:41h
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© Copyright 2002 Alexander Svensson.
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