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  LinkMittwoch, 1. August 2001
 
  Neue Domains verzögern sich
Die Verhandlungen zwischen ICANN und den von ihr ausgewählten Betreibern neuer Top-Level-Domains sind nicht wie geplant am 31.12.2000 abgeschlossen worden. Dadurch verzögert sich offenbar die Einführung der neuen Top-Level-Domains. Während ursprünglich vom Frühjahr 2001 die Rede war, sprechen nun zumindest die Betreiber von .aero und .coop von der Jahresmitte.
 
Allerdings hängt auch dieser Termin davon ab, wie schnell ICANN und die Domainbetreiber bei den Verhandlungen vorankommen -- dazu dringen kaum Informationen nach außen. ICANN-Präsident Mike Roberts sagte dem Informationsdienst Newsbytes, dass er mit einem Vertragsabschluss Mitte bis Ende Januar rechne. Roberts gab einen kuriosen Grund für die Verzögerung an: Es sei schwierig, über die Festtage Termine mit den Firmenanwälten zu bekommen.
 
> Neue Domains
> Newsbytes: Artikel
10:39h     
 
  ASO sucht neuen ICANN-Direktor
Die Address Supporting Organization, eine der drei ICANN-Unterorganisationen, sucht einen Nachfolger für den von ihr entsandten ICANN-Direktor Ken Fockler. Über diesen Posten soll auf der ASO-Tagung am 4.4.2001 in San Francisco entschieden werden. Focklers Amtszeit endet am 1.10.2001. Da die Regionen Europa und Asien/Australien/Pazifik bereits durch Rob Blokzijl und Sang-Hyon Kyong vertreten sind, kommen für die Stelle nur Bewerber aus den Regionen Afrika, Lateinamerika und Nordamerika in Frage.
 
> ICANN: Mitteilung
10:26h     
 
  2001: Herausforderungen für ICANN
Im vergangenen Jahr haben vor allem die ersten At-Large-Wahlen und die Entscheidung über die neuen Top-Level-Domains für ICANN-Aufmerksamkeit gesorgt. Schon jetzt ist abzusehen, dass eine Reihe von nicht minder schwierigen Aufgaben im neuen Jahr auf die Organisation wartet:
 
Die At-Large-Studie
Im März 1999 hatte das Direktorium auf dem ICANN-Treffen in Kairo unter starkem Druck beschlossen, noch im selben Jahr fünf der At-Large-Direktoren direkt von den Internetnutzern wählen zu lassen anstatt alle neun indirekt. Zudem sollte eine Studie über die zukünftige Beteiligung der At-Large-Mitglieder durchgeführt werden, bevor die restlichen vier Direktoriumsposten besetzt werden.
 
In einem späteren Direktoriumsbeschluss ist die Rede von einer "clean sheet study", also einer voraussetzungslosen Untersuchung: Die Studie könnte sogar in Frage stellen, ob es überhaupt At-Large-Mitglieder und Direktoren geben soll. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass sich At-Large-Mitglieder, Cyber-Bürgerrechtsgruppen, Medien und Regierungen ein solches Ergebnis gefallen lassen würden: Ein solcher Proteststurm könnte die ohnehin zerbrechliche ICANN-Struktur zum Einsturz bringen.
 
Tatsächlich wird daher wohl die zentrale Frage der Studie, auf welche Weise die At-Large-Mitglieder bei ICANN mitreden dürfen. Werden alle neun Direktorenposten durch direkte Wahl besetzt? Wird es eine Art von Organisation für die At-Large-Mitglieder geben? Wird es neben den Wahlen auch Abstimmungen oder Konsultationen zu bestimmten ICANN-Entscheidungen geben?
 
Neue Top-Level-Domains
Die sieben von ICANN ausgewählten neuen Top-Level-Domains (aero, biz, coop, info, museum, name, pro) sind nicht gerade auf Begeisterung gestoßen. Für die breite Öffentlichkeit sind nur .biz, .info und .name interessant, und den Medien ist vielfach unklar geblieben, wieso nicht .web, .kids oder .sex ausgewählt worden sind.
 
ICANN und den Registry-Betreibern der neuen Domains steht die eigentliche Herausforderung jedoch noch bevor: Frühestens Mitte des Jahres werden Nutzer die ersten neuen Domains anmelden können. Dann erst zeigt sich, ob es einen Ansturm auf die neuen Domains geben wird, ob die Anmeldungssysteme einen solchen Ansturm problemlos verkraften und ob sich die Konflikte um Domains und Warenzeichen noch verschärfen.
 
Derweil wird in Brüssel über .eu entschieden, die Top-Level-Domain für die Europäische Union. Während ein Teil der europäischen Registrare zu Eile und unbürokratischer, offener Anmeldung drängt, mahlen die EU-Mühlen langsam. Die Kommission hat Parlament und Rat vorgeschlagen, ihr weitestgehend einen Blankoscheck auszustellen, mit dem sie über die .eu-Registry entscheiden kann. Ob die Regierungen im Rat sich das so gefallen lassen, zeigt sich ebenfalls Anfang dieses Jahres.
 
Verhandlungen mit den Länderdomains
Bevor sich das US-Handelsministerium weitgehend (aber nicht völlig) aus der Domainnamen-Oberaufsicht zurückzieht, müssen die Verträge zwischen ICANN und den Ländercodedomain-Vergabestellen (ccTLDs) unter Dach und Fach sein. Bei den Verhandlungen, die sich schon eine Weile hinziehen, geht es letztlich um Geld und Einfluss. Einerseits soll ein erheblicher Teil von ICANNs Budget von den ccTLD-Stellen gezahlt werden. Damit sind die Vergabestellen auch im Prinzip einverstanden, über die Höhe der Zahlungen wird jedoch noch verhandelt.
 
Auf der anderen Seite bemängeln einige der ccTLD-Verwalter ihren geringen Einfluss innerhalb der ICANN-Struktur und präsentierten vorsichtshalber ihr Droharsenal: Man könnte ICANN auch verlassen und die Länderdomains auf anderen Rootservern speichern. In den Verhandlungen zwischen ICANN und ccTLDs geht es schließlich auch um die Rolle der Regierungen für den Fall, dass einem ccTLD-Verwalter diese Aufgabe wieder entzogen werden soll.
 
Neue alternative Rootserver?
Konkurrenz droht ICANN offenbar auch von einem ihrer neuen Direktoren. Andy Müller-Maguhn, europäischer ICANN-Direktor und Sprecher des Chaos Computer Club (CCC), plant ein eigenes Rootserversystem. Auf einem CCC-Kongress in Berlin kündigte er nach Angaben von Heise Online an, einen alternativen Namensraum ohne hierarchisches Konzept aufzubauen.
 
Problematisch ist dabei nicht die technische Machbarkeit: Schon jetzt gibt es alternative Rootserver, die neben den ICANN-Top-Level-Domains auch andere Namen verwenden. Bisher sind die alternativen Rootserver jedoch praktisch bedeutungslos, da nur ein winziger Bruchteil der Internetnutzer sie verwendet. Dies ist allerdings auch einer der Gründe, warum sie bislang von Auseinandersetzungen um Warenzeichenrechte weitgehend verschont geblieben sind. Sollte ein alternatives System mehr Erfolg haben, wird sich die "Markenrechts-Mafia" (Müller-Maguhn) sicherlich auch dort um ihre Rechte bemühen.
 
> At-Large-Studie
> Neue Domains
> Heise Online: CCC-Rootserver
10:25h     


© Copyright 2002 Alexander Svensson.