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  LinkSonntag, 4. Februar 2001
 
  VeriSign-Deal vom Direktorium beschlossen
Das ICANN-Direktorium hat auf einer Telefonkonferenz beschlossen, der umstrittenen Änderung der Verträge mit VeriSign zuzustimmen. 24 Stunden vor der Direktoriumssitzung hat VeriSign noch einige Zugeständnisse akzeptiert, aber die Forderungen von ICANNs Domainnamen-Unterorganisation nicht voll erfüllt. Gegen den Beschluss stimmten die Direktoren Andy Müller-Maguhn, Karl Auerbach und Amadeu Abril i Abril.
 
Der Names Council der Domainnamen-Unterorganisation DNSO hatte sich vor kurzem mehrheitlich gegen die neuen Vertragsentwürfe ausgesprochen und Nachbesserungen verlangt. Am Tag vor der ICANN-Direktoriumssitzung wurde daraufhin VeriSigns Bereitschaft zu einigen Zugeständnissen bekannt gegeben, die vor allem die Vertreter von Warenzeicheninteressen und die Registrare verlangt hatten. Nicht erfüllt wurde dagegen die Forderung nach einer früheren Trennung der .net-Domain.
 
Müller-Maguhn schilderte in einer Mailingliste, dass die Direktoriumssitzung unter starkem Zeitdruck durch den Vorsitzenden Vint Cerf geführt wurde. Der Vorschlag, den DNSO-Fachgruppen wenigstens zwei Tage zur Reaktion auf die Zugeständnisse zu geben, wurde mit Hinweis auf die Zeitknappheit bis zur Fertigstellung der Vertragsdokumente abgelehnt. Die neuen Verträge müssen noch vom US-Handelsministerium gebilligt werden; einige Mitglieder des US-Kongresses hatten sich bereits an das Ministerium gewendet und eine genaue Prüfung der Vor- und Nachteile der neuen Verträge verlangt.
 
Die jetzt beschlossene Regelung sieht vor, dass VeriSign sowohl die Registry (Domain-Datenbank) für .com und .net betreiben als auch die Tochterfirma Network Solutions besitzen darf, die als Registrar Domains an Endkunden verkauft. Die beiden Geschäftsbereiche Registry und Registrar müssen aber voneinander getrennt bleiben. Wenn VeriSign dagegen nicht verstößt, darf das Unternehmen auch nach dem Jahr 2007 der Registry-Betreiber für die .com-Domain bleiben. Die .net-Domain wird im Jahr 2006 neu ausgeschrieben, dagegen wird .org bereits im Jahr 2002 an eine nichtkommerzielle Organisation abgegeben.
 
Wäre der bisherige Vertrag beibehalten worden, hätte sich VeriSign bis Mai von seiner Registrarfirma Network Solutions, die Domains an Endkunden verkauft, trennen müssen. Dafür hätte VeriSign die Registry für .com, .net und .org bis zum Jahr 2007 und eventuell darüber hinaus betreiben dürfen. Unklar blieb, ob VeriSign die Aufteilung von Registry und Registrar nicht durch Schlupflöcher im bisherigen Vertrag umgehen könnte.
 
Über die Zukunft der .org-Top-Level-Domain ist noch nicht entschieden worden. Eine Presseerklärung von ICANN und VeriSign, dass .org "seinem ursprünglichen Zweck" als Domain "von und für Non-Profit-Organisationen" dienen soll, hatte für Unruhe unter .org-Domaininhabern gesorgt. Der ICANN-Vorsitzende Vint Cerf hatte daraufhin betont, dass es wohl höchstens um künftige Registrierungen gehen würde. Der DNSO Names Council hatte sich gegen eine Änderung der Registrierungsvorschriften für .org ausgesprochen.
 
> ICANN: Direktoriumsbeschluss
> Andy Müller-Maguhn: Statement
08:42h     


© Copyright 2002 Alexander Svensson.