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  LinkMittwoch, 3. Januar 2001
 
  VeriSign-Coup: .org und .net abgeben,
NSI und .com behalten?

Überraschend haben ICANN und VeriSign drei Abkommen für die Top-Level-Domains com, net und org zur Diskussion gestellt, die weitreichende Änderungen für den Betrieb der drei Domains haben könnten. Aus dem einen com/net/org-Abkommen könnten nun verschiedene Verträge für die verschiedenen Top-Level-Domains werden.
 
Bis Ende 2002 will VeriSign die Verwaltung der .org-Domains an eine Nonprofit-Organisation abgeben, diese Organisation mit 5 Mio. US$ fördern und ein weiteres Jahr lang kostenlos die weltweiten gTLD-Server zur Verfügung stellen. So soll .org seinen ursprünglichen Zweck als Domain für Nonprofit-Organisationen dienen.
 
Die Top-Level-Domain .net würde nach diesen Plänen bis Ende 2005 (statt 2007) von VeriSign verwaltet werden, danach könnte ICANN sie an einen anderen Betreiber verteilen. Im Gegenzug soll .com bis 2007 und im Normalfall auch darüber hinaus von VeriSign betrieben werden, ohne dass die Registrar-Tochterfirma Network Solutions verkauft werden muss.
 
Hintergrund ist der Vertrag zwischen ICANN, NSI und US-Handelsministerium vom November 1999: Dort war vorgesehen, dass VeriSign die com/net/org-Domain-Datenbank (Registry) bis 2007 weiter verwalten darf, wenn es sich von seinem Geschäft als Registrar (Domainverkauf an Kunden) trennt. VeriSigns Registrar-Tochterfirma Network Solutions hat mit 50% der gesamten Domainregistierungen immer noch den größten Marktanteil unter den rund 90 aktiven Registraren.
 
Nebeneffekt des VeriSign-ICANN-Deals wäre auch, dass VeriSign ihre Kapazitäten anderen Registry-Betreibern gegen Bezahlung zur Verfügung stellt -- damit hätten insbesondere kleine Registry-Betreiber die Chance, ohne die hohen Betriebskosten weltweit verteilter Server eine Top-Level-Domain zu betreiben.
 
Dem Vertragsentwurf muss allerdings nicht nur das ICANN-Direktorium zustimmen, sondern auch das US-Handelsministerium, da damit noch bestehende Verträge mit VeriSign geändert würden. Die Direktoriumsentscheidung muss daher nach ICANN-Angaben bis zum 1.4.2001 fallen. Kommt die Vereinbarung nicht zustande, gelten die bisherigen Abkommen fort: VeriSign darf dann bis 2007 com, net und org betreiben, muss sich aber von Network Solutions trennen.
 
> ICANN: Vertragsentwurf mit VeriSign
16:11h     
 
  atlargestudy.org startet
Die At-Large-Studie zur künftigen Nutzerbeteiligung bei ICANN kommt nach einiger Verzögerung nun aus den Startlöchern. Unter der URL http://www.atlargestudy.org sind nun erste Informationen über Termine, ein Email-Newsletter und vor allem die Liste der neun Mitglieder des Studienkomitees zu finden. Im Komitee sind ehemalige Regierungsvertreter, ehemalige ICANN-Direktoren, Personen aus dem technischen Sektor und dem Wirtschaftssektor zu finden -- ob die Interessen der Internetnutzer, um die es bei der Studie geht, genügend vertreten sind, wird sich erst zeigen.
 
Den Vorsitz im Studienkomitee hat der ehemalige schwedische Ministerpräsident Carl Bildt. Zwei ehemalige ICANN-Direktoren sind ebenfalls Komiteemitglieder: Esther Dyson, die ehemalige ICANN-Vorsitzende, und Pindar Wong. Aus dem Regierungsbereich kommt neben Bildt auch Thomas Niles, der derzeit einer Organisation vorsteht, die weltweit US-Wirtschaftsinteressen vertritt. Zuvor war Niles US-Botschafter in Kanada, bei der EU und in Griechenland.
 
Als weiterer Europäer ist Olivier Iteanu, ein französischer Rechtsanwalt, dabei. Iteanu ist Vorsitzender der französischen Abteilung der Internet Society und als Schiedsrichter der WIPO tätig. Zwei Komiteemitglieder kommen aus dem Umfeld der Länderdomain-Vergabestellen: Ching-Yi Liu aus Taiwan und Oscar Robles aus Mexiko. Robles gehört dem Vorstand der mexikanischen Internet Society an und kennt die Fragen der Domainnamenverwaltung bereits lange Jahre. Liu ist zudem Mitglied der Verbraucherschutz-Kommission ihres Landes.
 
Die verbleibenden beiden Mitglieder sind Charles Costello vom Carter Center, das die ICANN-Wahlen bereits als Wahlbeobachter kennen gelernt hat, und Pierre Dandjinou, Vorsitzender der Internet Society von Benin und im UN-Entwicklungsprogramm in Benin zuständig für Fragen der Informationstechnologie.
 
> At-Large-Studienkomitee
13:59h     


© Copyright 2002 Alexander Svensson.