ICANN Channel   Nachrichten, Hintergruende und Links zur Internetverwaltung

  LinkDienstag, 8. August 2000
 
  CPSR: Kaum Kandidaten, die Nutzer repräsentieren
Das CPSR Internet Democracy Project hält nur wenige vom ICANN-Nominierungskomitee benannte Kandidaten geeignet, die Internetnutzer im Direktorium zu repräsentieren. Von den 18 nominierten Kandidaten werden 6 der Anbieterindustrie, 4 dem Bereich Forschung und 2 den Urheberrechtsinteressen zugerechnet. Diese Interessen seien jedoch über die Unterorganisationen bereits abgedeckt.
Übrig blieben damit nur 7 Kandidaten, die Netzwerke oder kleine Unternehmen in Entwicklungsländer betreiben (Quaynor, Moura Campos, Levin, Chiang, Echeberria), nichtkommerzielle Institutionen vertreten (Langenberg) oder schon als Anwalt für Nutzerinteresen und Bürgerrechte aufgetreten sind (Lessig). Keiner dieser 7 Kandidaten tritt jedoch in der Wahlregion Europa an.
 
>CPSR-Analyse
18:13h     
 
  ICANN-Fragenkatalog der FDP im Bundestag
Wie angekündigt haben FDP-Abgeordnete im Bundestag eine Kleine Anfrage zum Thema ICANN gestellt, an der maßgeblich der FDP-Medienexperte Hans-Joachim Otto beteiligt war.
 
Nach einem Entwurf, der ICANN Channel vorliegt, sollen unter anderem folgende Bereiche angesprochen werden:
-- Welche Haltung nimmt die Bundesregierung zur ICANN ein?
-- Welche Bedeutung misst die Bundesregierung den erhobenen Vorwürfen zu, die ICANN sei nur unzureichend demokratisch legitimiert?
-- In welcher Form engagiert sich die Bundesregierung, um eine weitere Demokratisierung der Domainverwaltung und -kontrolle, insbesondere der Top-Level-Domains und des A-Root-Servers, zu erreichen?
-- Hat sich die Bundesregierung für eine stärkere Internationalisierung der Internet-Organisation eingesetzt? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, warum ohne Erfolg?
-- Warum wird das Internet im Ergebnis von einer Körperschaft kalifornischen Rechts organisiert und nicht z.B. von der ITU, der WTO oder der OECD?
-- In welcher Form unterstützt die Bundesregierung den gegenwärtig laufenden Prozeß der Wahl zur Besetzung von fünf Direktorenposten im Board der ICANN?
-- Was tut die Bundesregierung, um sich für einen fairen Zugang zur Kandidatur einzusetzen, die aufgrund der derzeitigen Regelungen de facto nur zeitlich und finanziell unabhängigen Persönlichkeiten offen steht?
-- Hat die Bundesregierung rechtzeitig vor Ende Juli deutsche Internet-Nutzer zur Registrierung bei ICANN aufgerufen, die Voraussetzung für die Wahlberechtigung ist? Wenn ja, wie schätzt die Bundesregierung den Erfolg ihrer Maßnahmen ein? Wenn nein, warum nicht?
-- Unterstützt die Bundesregierung im Zusammenhang mit Domainstreitigkeiten die Einrichtung und Entwicklung transnationaler Schiedsgerichte und Schiedsgerichtsverfahren?
-- Welche Rolle spielt für die Bundesregierung das Governmental Advisory Committee? Welche Ergebnisse sind aufgrund der Aktivitäten der Bundesregierung in diesem Gremium erzielt worden?
 
Der Fachinformationsdienst Internet Intern merkt dazu an, dass die Chance zur stärkeren Internationalisierung des Domainnamen-Systems in den Zeitraum der CDU/CSU/FDP-Koalition fällt: Weder Regierung noch Opposition hätten sich damals zu Wort gemeldet.
 
>FDP-Meldung
>Internet Intern
17:46h     
 
  ICANN: Wie die Anmeldewelle anfing
Die Pressesprecherin von ICANN, Pamela Brewster, hat nun ausgesprochen, was Direktoriumsvorsitzende Esther Dyson und ICANN-Präsident Michael Roberts bislang nur angedeutet haben: ICANN hält die ganze Wahl-Anmeldewelle für "ein bisschen verrückt".
In einem Artikel von ZDNet News wird deutlich, worauf ICANN die Anmeldewelle zurückführt: Am Anfang standen die europäischen Internetnutzer, die sich in Scharen registrierten. Die japanischen Nutzer waren an ICANN interessiert, weil das letzte ICANN-Treffen in Yokohama stattfand und man den Europäern nicht das Feld überlassen wollte. Daraufhin hätte man in China und Korea die Wahlanmeldungen aus nationalem Ehrgeiz deutlich gesteigert. Das Ergebnis: Asien ist die Region mit den meisten ICANN-Mitgliedern.
 
Warum aber haben sich die Europäer angemeldet? ICANN-Sprecherin Brewster macht dafür ein Missverständnis verantwortlich: "In Europe they think ICANN is the U.N. of the Internet". Wenn das tatsächlich der Grund für die Anmeldewelle sein sollte, sitzen die "Schuldigen" in Deutschland: Bereits Im August 1999 erschien in einer juristischen Fachzeitschrift ein Artikel von ICANN-Studienkreis-Initiator Wolfgang Kleinwächter mit dem Titel "ICANN als United Nations der Informationsgesellschaft?" Kurz nach Beginn der Spiegel-Online-Aktion zu den ICANN-Wahlen erschien ein Artikel von Christian Ahlert mit der Überschrift "Icann ist die Uno des Informationszeitalters". Wer die Artikel liest, wird jedoch feststellen, dass ICANN und UN zwar verglichen, aber nicht gleichgesetzt werden -- in beiden Fällen werden ICANNs Aufgaben klar benannt.
 
Natürlich ist der ICANN-UN-Vergleich nicht der direkte Auslöser für die vielen Anmeldungen. Die Aktionen im deutschsprachigen Raum -- von Spiegel Online über Bertelsmann-Stiftung bis zum ICANN-Studienkreis -- haben aber zweifelsohne geholfen, einen Stein ins Rollen zu bringen.
 
>ZDnet
>Spiegel Online
>ICANN-Studienkreis
09:00h     


© Copyright 2002 Alexander Svensson.