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Domain-Handbuch in neuer Ausgabe

In der deutschen Domain-Szene, wenn es so etwas denn gibt, gehört die Truppe der united-domains AG zu den rührigsten Vertretern: Nicht nur Registrierung, Beratung und Handel, sondern auch etwas ausgefallenere Dienstleistungen wie Domain-Portfolio-Management (in Analogie zu Aktien) oder Trustee-Services für Ausländer werden von den Starnbergern angeboten. Entsprechende Kompetenz erwartet man daher auch vom "Handbuch Domain-Namen" (früher: "Ratgeber Domain-Namen"), das gerade in neuer Ausgabe erschienen ist. Braucht man ein ganzes Buch nur über Domainnamen?

Die Autoren Florian Huber und Daniel Dingeldey haben sich für die Frage-und-Antwort-Form entschieden, mit kurzen Einleitungen zu den einzelnen Kapiteln: Das Handbuch enthält stolze 258 Fragen und Antworten, eine Entscheidungssammlung vom Stand August 2002, einige Auszüge aus deutschen Gesetzestexten, eine Übersicht über alle Länderdomains, zwölf Musterverträge und Formulare sowie einen Preisspiegel.

Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf Konflikten um Domainnamen; wer gegen eine Domain vorgehen will oder wer selbst eine Abmahnung bekommen hat, bekommt die verschiedenen Handlungsalternativen vorgestellt. Erfreulicherweise weisen die Autoren deutlich darauf hin, dass vor einem langwierigen und kostspieligen Prozess zunächst einmal eine freundlich-friedliche Einigung gesucht werden sollte, etwa durch Domain-Pacht oder Domain-Sharing. Wenn es dann doch vor Gericht gehen sollte, gibt das Handbuch Tipps vor allem für deutsche Gerichte. Auch die thematisch geordneten Entscheidungen sind ausschließlich aus Deutschland.

Das Handbuch beschränkt sich aber nicht auf .de-Domains, sondern stellt auch die generische Top-Level-Domains vor. Auf die gewagte Frage Nr. 11 -- "Wie sieht die Zukunft von ICANN aus?" -- antworten die Autoren mit Hinweis auf die im September 2002 erfolgte Verlängerung des Abkommens mit der US-Regierung. Sie sehen hier die Gefahr, dass ICANN zwischen US-Regierung und Länderdomain-Vergabestellen aufgerieben wird. Wer mehr über die politischen Auseinandersetzungen um ICANN wissen will, wird zu Recht auf Milton Muellers "Ruling the Root" verwiesen. Das Buch wendet sich auch nicht an eher technisch interessierte Domaininhaber, für die die technischen Erläuterungen am Anfang etwas zu dünn sein dürften.

Die Zielgruppe sind laut der Begleit-Website zum Buch Mitarbeiter von Registraren und Providern, IT- und Rechtsabteilungen von Unternehmen, Internet- und Marketing-Agenturen sowie Anwälte mit Schwerpunkt Online-Recht. Dementsprechend werden auch weitere rechtliche Fallen wie Meta-Tags und Impressum behandelt, die nicht direkt mit der Domain zusammenhängen. Bei einer neuen Auflage wären etwas ausführlichere Erläuterungen zum Registrarwechsel unter com/net/org zu wünschen; zudem will vielleicht nicht jeder Domaininhaber um jeden Preis Ärger vermeiden, sondern -- man denke an Greenpeace und oil-of-elf.de -- mit Domains bewusst auf vermeintliches Fehlverhalten von Firmen oder staatlichen Stellen aufmerksam machen.

Insgesamt geben Huber und Dingeldey einen guten Überblick über das Thema Domainnamen-Recht und -Marketing. Wer keine groben Fehler bei der Auswahl und Registrierung der eigenen Domain machen, sich gegen unberechtigte Ansprüche auf die eigene Domain wehren oder einen Domainverkauf glatt über die Bühne bringen will, bekommt hier guten Rat.



Florian Huber, Daniel Dingeldey, Handbuch Domain-Namen: Alles über Internet-Domains. Verlag united-domains AG, Starnberg. 376 Seiten, ISBN 3-8311-2240-7, EUR 29,95.

[Disclaimer: United-Domains hat ICANN Channel ein Rezensionsexemplar unaufgefordert zur Verfügung gestellt.]



© 2002 Alexander Svensson. Click here to send an email to the editor of this weblog.
Last update: 12.12.2002; 13:51:23.